Mobil per Touch

TKSSystem

Der Student Nico P. ist ein lebenslustiger junger Mann, der gerne Freunde besucht, Karten spielt und generell gerne unterwegs ist. Bis vor kurzem waren viele seiner Aktivitäten nicht mehr möglich, denn er leidet an spinaler Muskelatrophie. Bei dieser progressiv verlaufenden Erkrankung werden Impulse nicht mehr an die Muskeln weitergeleitet – die Folge sind Lähmungen, Muskelschwund und verminderte Muskelspannung. NicoP. ist daher auf einen Elektrorollstuhl angewiesen. Als auch die Funktionsfähigkeiten seiner Hände nachlassen, kann er diesen nicht mehr selbständig steuern, da es ihm nicht möglich ist, den Joystick zu bedienen.

Seine linke Hand ist inzwischen komplett gelähmt, der Daumen seiner rechten funktioniert jedoch noch so gut, dass sein Berater eine Steuerung über Berührung vorschlägt. Die Lösung: das TKS System iCtrl® verbindet den Rollstuhl mit einem Android oder iOS Smartphone. Mit Hilfe der iCtrl® App kann Nico den Elektrorollstuhl nun über sein Telefon steuern und gleichzeitig mit dem Rest der Welt in Verbindung bleiben. „Vorher musste mein Pfleger den Rolli über den Joystick steuern, das war entnervend und mein Selbstbewusstsein hat sehr gelitten. Ich bin viel unterwegs und gerne unabhängig“ erzählt Nico P. Nun wählt er einfach über Berührung auf dem Touchscreen aus, wohin er fahren möchte.

Der 23-jährige studiert im Masterstudiengang Sportmanagement an der Hochschule Heidelberg und lebt dort in einer Wohngemeinschaft. „In meinem Zimmer bin ich eigentlich nur zum Lernen und zum Schlafen. Ich bin glücklich, endlich wieder mobil zu sein und hinzufahren, wo ich will, ohne ständig um Hilfe bitten zu müssen“ berichtet er weiter. Sein Ziel ist es, nach Abschluss des Studiums eine Fußballmannschaft der Bundesliga zu managen.

Die ersten Ideen zur Entwicklung des TKS Systems entsprangen den Forschungsergebnissen von Lotte Andreasen Struijk vom Zentrum für Sensorik-Motor-Interaktion an der Aalborg Universität in Dänemark. Ihre Forschung bezog sich auf Studien bezüglich der Mobilität der Zunge und den sich daraus eröffnenden Möglichkeiten für Menschen mit hohen Querschnittslähmungen und Hirnverletzungen. Das erste aus mehr als 10 Jahren Forschung resultierende Hilfsmittel war iTongue®. Inzwischen sind iHandle®, ictrl® und iTremor® dazugekommen.

Sollte Nico P. die Bewegung im rechten Daumen verlieren, so kann er mit dem gleichen System auf die Zungensteuerung ausweichen: iTongue® wird wie eine Zahnspange im Mund getragen. Das System besteht aus zwei Zonen, wobei die obere mit zehn Sensoren eine Tastatur ersetzt. Mit dieser kann man zum Beispiel Nachrichten auf einem Computer schreiben. Die untere Zone besteht aus acht Sensoren, die Richtungen vorgeben. Mit diesen können Mauszeiger, Tablet, Smartphone oder der Rollstuhl gesteuert werden.

„Ich komme mit dem System wunderbar zurecht, die Bedienung ist einfach und intuitiv. Es ist beruhigend zu wissen, dass ich bei einem weiteren Verlust von Bewegungsfähigkeit weiter mobil bleiben kann“ sagt der fröhliche Student abschließend.

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